Das Münchner Ensemble setzt sich voller Genuss zwischen alle Stühle und verbindet ein vermeintlich alpenländisches Instrumentarium mit dem romantischen Liedrepertoire des 19. Jahrhunderts. Das Quintett, besetzt mit Hackbrett, Kontrabass Akkordeon, Klarinette und Gesang, hat mit diesem Stilbruch seine ganz eigene Tonsprache entwickelt, die sowohl in den intimen als auch in den überschäumenden Momenten einen einfühlsamen Ausdruck zulässt. Die Stücke werden eigens für die Almanachsche Besetzung von dem Komponisten Patrick Braun arrangiert. Warme, nussige Töne wechseln mit transparenteren Klängen und lassen ein intensives und detailreiches Bühnenbild entstehen. Das Zusammenspiel zwischen Instrumenten und Stimme weckt dann unbekannt Vertrautes. 





Schönheit & Staatsversagen // Konzertprogramm

Das Programm Schönheit & Staatsversagen reichert das deutsche Kunstlied mit Texten an und erzählt von einer ganz vertrauten und völlig fremden Welt: Bayern um 1800. Im Mittelpunkt stehen große menschliche Gefühle und die Lebensrealitäten zweier Welten - Stadt und Land. Reich und Arm. Klassische Bildung und traditioneller Analphabetismus.

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Die wunderschönen, überwältigenden Lieder stammen sowohl von den Münchner Komponist*innen Josephine Lang, Franz Lachner und Joseph Peter von Lindpaintner, als auch von einem bekannten Meister wie Robert Schumann.  Viele Lieder beschreiben ein träumerisch verklärtes Idealbild der Bergbevölkerung, aber in den dargestellten Gedanken und Emotionen ist dennoch eine universale Gültigkeit zu spüren, die unmittelbar wirkt und über Alltägliches hinausweist. 

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Musikalisch und  inhaltlich stechen die Lieder der Komponistin Josephine Lang hervor: Ihre zum Teil verblüffende Einfachheit bringt eine große Bandbreite von Emotionen zum Ausdruck. Mit ihren Stücken zeigt uns die Ausnahmekünstlerin ein für ihre Zeit ungewohntes weibliches Selbstbewusstsein. Oft treffen wir bei Lang auf zarte, einfühlsame, fast schon naive Klangräume und Melodien - die plötzlich aufbrechen und ungeahnte Intensität erreichen. Inhaltlich beschäftigen sich die Lieder Langs und die der anderen Komponisten mit den großen Menschheitsthemen:  Liebe, Tod und Freiheitsdrang, die von der mal sanften, mal heroisch düsteren Natur gespiegelt oder verstärkt werden. Ausgelassen und voll musikalischen Humors erdet die Instrumentalmusik von Leopold Mozart und Joseph Haydn diese Welt der großen Leidenschaften. Mit ihren schwungvollen Tänzen vervollständigen sie das alpenländische Panorama von Schönheit und Staatsversagen.

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Demgegenüber stehen die Texte des fleißigen Verwaltungsbeamten Joseph von Hazzi. Diese zeigen in ihren detaillierten Beschreibungen ein kaum bekanntes Bild Bayerns: das drastische, harte Leben, aber auch die derben, zum Teil urkomischen Belustigungen der „einfachen“ Menschen auf dem Land. Hazzi gewährt Einblicke in die Lebenswelt der Bauern, Hirten und Sennen, die für diese Zeit einmalig sind. Es wird schnell deutlich, dass es zwischen den Menschen auf dem Land und den gehobeneren Schichten in der Stadt keine gemeinsame Lebensrealität gibt, und doch gehören sie zu einer Zeit, zu einer Wirklichkeit.

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Schönheit & Staatsversagen möchte dieser Wirklichkeit aus mehreren Perspektiven näherkommen, und aufzeigen, was über chronologische und geographische Grenzen hinausweist - über die Grenzen Bayerns sowieso. Für uns, heute, halten die Lieder und Erfahrungsberichte gerade in ihrer Verbindung großartige neue musikalische Entdeckungen bereit. Unerwartet lustig, mitreißend, in einer einzigartigen Klangsprache. Und natürlich immer mit “Alma”!